„Wie macht ihr das eigentlich, wenn das Baby bald auf der Welt ist? Gebt ihr den Hund dann weg? Und was ist, wenn dieser dann eifersüchtig wird und sich am Baby vergreift? Und was ist mit den ganzen Hundehaaren? Babys können die einatmen und daran ersticken!“
Baby und Hund zusammen – geht das gut? Diese und weitere Fragen und Befürchtungen kamen mir aus meinem Umfeld geballt entgegen, als ich mit meiner Tochter schwanger war. Um Gleichgesinnten Ängste zu nehmen, berichte ich, wie mein Alltag mit Baby und Hund aussieht, welche Sorgen unbegründet waren und was man im Vorfeld beachten sollte.
MEHR ALS NUR EIN TIER
Im Juni 2016 haben wir unserer Labradorhündin Lotte ein Zuhause geschenkt und damit nicht nur einen Platz in unserem Haus, sondern in unserer Familie und in unseren Herzen. Lotte hat mich während meiner Schwangerschaft täglich begleitet und ist mir nicht von der Seite gewichen. Nachts hat Lotte am Fußende unseres Bettes geschlafen und gelegentlich sogar mal ihren Kopf auf meinen Schwangerschaftsbauch gelegt. Sie spürte, dass ein Leben in mir wächst und wollte mir ganz nahe sein, um mich zu beschützen. War ich einmal traurig, kam sie zu mir und leckte meine Hand, um mich zu trösten. Hunde können so einfühlsam sein und kommunikative Hinweise von ihrem Herrchen verstehen. Das ist einfach faszinierend.
Hunde gelten als „beste Freunde des Menschen“. Und wollen nur eines: geliebt werden, dazu gehören, alles richtig machen und damit ihrem Herrchen gefallen. Ein Mitglied der Familie sein. Für mich ist ein Hund daher viel mehr als nur ein Tier: ein guter Freund, ein Spielkamerad, eine treue Seele. Meine Familie. Und ein Lebewesen mit Gefühlen. Ein Hund freut sich immer, wenn er dich sieht oder du nach Hause kommst, unabhängig davon, ob du gute oder schlechte Laune hast.
DAS BABY IST DA – DIE EINGEWÖHNUNG
Als dann im Mai 2017 meine Wehen einsetzten, war es auch Lotte, die sehr sensibel darauf reagierte. Sie legte sich zu mir und folgte mir bei jedem Schritt bis wir ins Krankenhaus fuhren. Nach der Geburt und drei Tagen Krankenhausaufenthalt war ich super aufgeregt, wie Lotte auf die neue Mitbewohnerin reagieren würde. Der Hund stand vorher immer im Mittelpunkt wurde auch wie ein Kind behandelt und nun, mit dem Schritt durch unsere Haustür, die Babyschale samt Neugeborenen in der Hand, würde sich alles etwas ändern.
Erleichterung: Lotte freute sich unheimlich uns zu sehen und wir ließen sie kurz am Baby schnuppern. Sie hielt sich aber zunächst eimal zurück und ging auf ihren Hundeplatz. In Bezug auf meine Person hatte ich das Gefühl, dass sie etwas beleidigt war, weil ich ein paar Tage fort war.
Die ersten Wochen schlief Lotte aus eigenen Stücken nicht mehr im Schlafzimmer und somit hatte sich eine (übrigens unbegründete) Sorge gleich erledigt. Die Annäherung mit dem Baby klappte auch ganz toll. Lotte suchte immer unsere Nähe, selbst wenn ich stillte.
UNSER ALLTAG – BABY UND HUND, EINE TIERISCHE FREUNDSCHAFT
Mittlerweile ist unsere Tochter zehn Monate alt und Kind und Hund sind zu einem einmaligen Team zusammengewachsen. Wir haben Lotte von Anfang an mit einbezogen und dafür gesorgt, dass sie auch weiterhin viel Aufmerksamkeit bekommt. Natürlich gibt es Tage, wo Zuhause alles drunter und drüber geht und der Spaziergang mit ihr auch später wird oder kürzer ausfällt, aber auch das musste Lotte lernen.
So schön alles ist, muss ich aber auch ehrlich sein: Baby und Hund zusammen kosten enorm viel Zeit. Der Haushalt bleibt dabei leider auch mal liegen: wenn die Morgenrunde mit Lotte erledigt ist, Mittagessen und Mittagsschlaf vorbei sind, steht schon fast der zweite Spaziergang an und der Tag neigt sich langsam dem Abend zu. Dann ist kaum Zeit für etwas Freizeit oder Sport und mein „Blogprojekt“ wird zur nächtlichen Aktivität. Aber: ich wusste, worauf ich mich einlasse und würde meinen Hund um kein Geld der Welt abgeben. Mit ein bisschen Organisation und Unterstützung innerhalb der Familie, bekommt man Baby und Hund super unter einen Hut.
Unsere Tochter hat mittlerweile eine Beziehung zu Lotte aufgebaut und wenn man die beiden beobachtet, mag man denken: die verstehen sich, ohne miteinander verbal zu kommunizieren. Wenn Kinder die Chance haben mit Tieren aufzuwachsen, können sie davon meiner Meinung nach nur profitieren. Die täglichen Spaziergänge an der frischen Luft tun allen gut und die Kleinen können so die Natur entdecken. Zudem sollen Tiere gut für die Gesundheit von Kindern sein und deren Immunsystem durch das hineinschleppen von Schmutz stärken.
Was mich sehr berührt: Kinder lernen so bereits soziale Kompetenzen aufzubauen und Verantwortung für andere Lebewesen zu tragen, diese zu achten und zu schätzen. Das merke ich bereits, denn meine Tochter hält immer Ausschau nach Lotte und krabbelt zu ihr, um sie zu streicheln. Familie steht für den Labrador an oberster Stelle. Und unsere Familie ist mit Baby und Hund erst so richtig komplett und für mich damit einzigartig.
FRAGEN & ANTWORTEN
Sollen wir den Hund weggeben, wenn wir ein Kind planen oder bekommen?
Für mich war diese Frage nie ein Thema und wird auch nie eines sein. Wer sich für einen Hund entscheidet, sollte sich im Vorfeld Gedanken machen, ob ein Tier in die weitere Lebensplanung passt. Ob zeitlich, beruflich oder finanziell, mit dem Kauf eines Tieres, geht man eine Verpflichtung ein und hat die Verantwortung zu tragen.
Was ist, wenn der Hund eifersüchtig wird und sich am Baby vergreift?
Dazu sollte es gar nicht erst kommen, wenn es Regeln und Grenzen für beide gibt. Lass es zunächst zu, dass dein Hund dein Baby kennen lernt und schirme den Hund nicht nur ab. Dennoch sollten beide ihre eigenen Bereiche haben: das Kinderzimmer ist kein Hundeplatz und der Napf und Hundekorb für das Baby tabu. Auch der Hund braucht seinen Rückzugsort und es sollte respektiert werden, wenn dieser schlafen und seine Ruhe haben möchte. Außerdem gilt: Baby und Hund nie unbeaufsichtigt alleine lassen.
Und die ganzen Hundehaare? Sind die gefährlich für mein Baby?
Wer auch einen Hund hat, der weiß, dass die Hundehaare überall sein können, da kann man noch so viel Staubsaugen. Ich habe am Anfang jedoch verstärkt darauf geachtet, dass nirgends Hundehaare sind und versuche jetzt noch täglich den Fußboden immer sauber zu halten. Dennoch sehe ich, dass bei diesem Thema stark übertrieben wird. Ich bin der Meinung, dass die Hundehaare dem Baby nicht schaden, sondern sogar dazu beitragen, dass sie auch durch den Kontakt zu Tierhaaren ein intaktes Immunsystem aufbauen können.
Gehört ein Hund aus dem Schlafzimmer verbannt, wenn dort ein Neugeborenes einzieht?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, die Ansichten spalten sich, was das Thema Hund im Schlafzimmer angeht. Lotte hat nach der Geburt meiner Tochter von alleine nicht mehr im Schlafzimmer geschlafen, ist nach einer gewissen Zeit aber immer morgens zum Wecken dazu gekommen. Und das ist bis heute kein Problem.
Sollte ich das Kinderzimmer mit einem Gitter verriegeln?
Auch das muss jeder selbst entscheiden, bei uns ist es nicht notwendig. Lotte geht nicht von alleine ins Kinderzimmer und sie weiß auch genau welches Spielzeug ihr gehört und welches nicht und geht an den Kinderspielsachen nicht bei.
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